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Nr. 2019. Juni 1945

Major Phillipps (anwesend nur Major Shearer):

1. Beabsichtigtes Rundschreiben als Ergänzung zur Radiodurchsage wegen Etat 1945 vorgelegt. Es erfolgt eine kleine Änderung, „nur vorerst Verfügung über Reichsmittel“. Das genehmigte Rundschreiben soll uns noch heute zugeleitet werden.62

2. Die Frage der Lombard-Kredite der Reichsbank gegen Schuldverschreibung des Deutschen Reiches wurde aufgeworfen. Es wurde mitgeteilt, daß die Reichsbank Nürnberg 25 Millionen auf dem Lombard-Wege gegen solche Sicherheiten gegeben hat. Die Militärregierung wußte von dieser Transaktion nichts. Sie hat auch keine Weisungen gegeben, daß solche Kredite gewährt werden sollen, hat aber andrerseits auch nichts dagegen, wenn die Reichsbank ihre frühere Praxis der Lombardierung wieder aufnimmt63 Major Shearer steht auf dem Standpunkt, daß nur dann, wenn die Reichsbank einen Kredit ablehnen sollte, der notwendig erscheint, Verhandlungen mit der Militärregierung über eine eventuelle Intervention aufgenommen werden sollten. Er teilt bei dieser Gelegenheit mit, daß der Reichsbankhauptstelle München aus Reichsmitteln RM 100 Millionen in Banknoten zur Verfügung gestellt werden sollen64 Im übrigen habe er den Eindruck, daß zumindest für die amerikanische Zone in Frankfurt eine Art Zentralstelle der Reichsbank errichtet werden würde, jedoch ist dies eine unverbindliche Meinungsäußerung.

3. Besprechung über die Tätigkeit der Versicherungsgesellschaften. Die Militärregierung steht auf dem Standpunkt, daß in Fällen, wo die Muttergesellschaften keine Erlaubnis zur Fortführung des Geschäftsbetriebes haben, auch die Bezirksdirektionen und Agenturen in München nicht arbeiten dürfen. Die Radiodurchsage wegen der Aufnahme der Tätigkeit sollte deshalb aufgehalten werden. Es wurde ihm erklärt, daß die Wiederaufnahme der Tätigkeit nur darin bestünde, daß die Versicherten ihre Ansprüche anmelden und ihre Prämien bezahlen können. Dadurch würde eine Entschließung der Militärregierung hinsichtlich der Fortführung der Geschäfte nicht präjudiziert. Bei dieser Gelegenheit teilte er mit, daß Professor Riebesell65 hätte entlassen werden müssen. Es wurde noch auf die große internationale Bedeutung der Allianz und der Münchner Rückversicherung, die beide in München domizilieren, hingewiesen.

Col. Sheppard:

1. Besprechung über die Zusammenfassung des Verkehrswesens in Bayern. Die schriftliche Darlegung der bisherigen und der geplanten Organisation wurde überreicht66 Col. Sheppard hat keine Bedenken dagegen, da die Planung durchaus mit der seinigen übereinstimmt. In der Abteilung „Verkehr“ wird also in Zukunft derjenige Mann sitzen, der für die Koordinierung der gesamten Verkehrsfragen in Bayern verantwortlich ist.

2. Ernennung des Bevollmächtigten für den Nahverkehr Nürnberg-Fürth. Schriftliche Darlegung übergeben.67 Herr Dr. Köhler, der Kandidat für diesen Posten, wird heute nachmittag bei Herrn Ministerpräsidenten vorsprechen. Col. Sheppard ist einverstanden, daß die Überwachung der Bergbahnen ganz aus dem Arbeitsbereich dieser Bevollmächtigten verschwindet und daß sie die Überwachung der Straßenbahnen und Omnibusse gemäß den Richtlinien der bayer. Regierung vorzunehmen haben. Der Absicht, die beiden Bevollmächtigten schon jetzt abzuberufen und nur eine Stelle beim Wirtschaftsministerium einzurichten, stehen noch Bedenken entgegen, dagegen wurde abgesprochen, daß die beiden Bevollmächtigten, denen in Zukunft die fünf Gruppenleiter der Fahrbereitschaften bei den Regierungspräsidenten unterstehen werden, unmittelbar als Außenstellen des Wirtschaftsministeriums betrachtet werden können, so daß einer künftigen Zusammenlegung oder Einziehung dieser Posten der Weg nicht verbaut ist.

Col. Bromage:

1. Brief wegen Fischer und Metzger übergeben.68 Col. Keegan hat heute früh bereits mit Dr. Hipp gesprochen. Wegen Fischer scheint irgend eine Verwechslung vorzuliegen und Herr Ministerpräsident hat69 gebeten, die Angelegenheit mit Dr. Hipp zu besprechen.

2. Bis Samstag wünscht Col. Bromage eine Liste der im Amt des Ministerpräsidenten beschäftigten Parteigenossen, sowie einen Bericht über die bereits Entlassenen und den Grund der Entlassung. Die Liste soll enthalten Namen, Datum der Mitgliedschaft, gegenwärtige Beschäftigung und warum weiterhin im Amt.70

3. Brief der Hofverwaltung Kronprinz Rupprecht besprochen und abgegeben. Wird mit Col. Keegan besprochen werden.71

4. Die Angelegenheit des Bürgermeisters von Vilsbiburg ist durch Bromage über die Abteilung Regensburg erledigt worden.

5. Über die Frage der Bürgermeister in Südbayern, die von den amerikanischen Regierungsstellen vorgeschlagen werden, wobei es sich aber häufig um frühere pensionierte Offiziere handelt, soll eine schriftliche Darlegung Col. Bromage eingereicht werden.